Werksbahnen der Odenwälder Hartstein-Industrie AG (OHI)

Von Andreas Christopher

Die Odenwälder Hartstein-Industrie AG entstand im Frühjahr 1898 durch Zusammenschluß der Firma Breitwieser & Co, Ober-Ramstadt, die auf dem Roßberg einen Basaltbruch betrieb, und der Firma Gebrüder Leferenz in Heidelberg mit ihrem Diorit-Steinbruch bei Nieder-Ramstadt. Bereits im Gründungsjahr wurde auch die Brüche am Ölberg und Miltersberg bei Steinefrenz von der Firma Stein erworben.

Im Laufe der Jahre kamen weitere Steinbrüche hinzu. Unter Eisenbahnfreunden ist vor allem der Steinbruch bei Groß-Bieberau bekannt, der heute noch Bahnschotter liefert und dem die Eisenbahn Reinheim - Groß Bieberau ihre Existenz verdankt. Die Odenwälder Hartstein-Industrie ist heute ein Tochterunternehmen der Mitteldeutschen Hartstein-Industrie.
 

Odenwälder Hartstein-Industrie, Betrieb Roßberg, 64380 Roßdorf

Das Werk Roßberg geht auf den Steinbruch von August Alefeld zurück, der etwa 1870 mit dem Basaltabbau am Roßberg begann. 1887 wurde der Bruch von der Firma Breitwieser übernommen und kräftig ausgebaut. Dabei entstand 1888 eine vier Kilometer lange Schmalspurbahn in 600 mm Spurweite vom Bruch zum südlich gelegenen Bahnhof Ober Ramstadt der Odenwaldbahn. Als 1897 die Nebenbahn Darmstadt - Groß Zimmern errichtet wurde, entstanden dort am Anschlußgleis Verladeanlagen und eine jetzt nur noch 500 Meter lange Feldbahn stellte die Verbindung her, so daß die Transportbahn nach Ober Ramstadt aufgegeben werden konnte. Inzwischen war 1898 die Odenwälder Hartstein-Industrie gegründet worden, in die der Betrieb Roßberg eingebracht wurde.

Bereits 1906 entstand eine Drahtseilbahn zwischen dem Bruch Roßberg und dem Anschlußgleis bei Roßdorf, welche die Feldbahn ersetzte. Diese blieb aber innerhalb des Steinbruches noch bis 1958 in Betrieb und wurde dann durch gleislose Fördermittel ersetzt.

Lokliste (600 mm):

    Bn2t Hagans  201/88
    Bn2t Hagans  203/89
    Bn2t Hagans  212/88 „ROSSBERG"
    Bn2t Hagans  258/92 „BREITWIESER"
    Bn2t Güstrow 747/96 „ROSSDORF"
    B-dm O&K    5105/33 RL1a
    B-dm Deutz      /
4   B-dm Gmdr       /   22/24 PS
5   B-dm Gmdr       /   15 PS
9   B-dm Jung       /   ZL 114 (?)
 

Odenwälder Hartstein-Industrie, Betr. Wingertsberg, 64367 Mühltal-Nieder Ramstadt

Ab 1886 betrieb Wilhelm Bender einen Steinbruch am Wingertsberg bei Nieder Ramstadt. Im August 1891 wurde eine 720 mm spurige Transportbahn vom Bruch zum Bahnhof in Betrieb genommen, zunächst im Pferdebetrieb. 1893 kaufte die Firma Leferenz in Heidelberg den Bruch und brachte ihn 1898 in die OHI ein. Ab 1903 wurde auf der Feldbahn eine Dampflokomotive eingesetzt. 1935 nahm man die erste Diesellok in Betrieb. Während des Zweiten Weltkrieges war der Steinbruchbetrieb gänzlich eingestellt und die Lokomotiven waren samt Personal in Rußland im Einsatz. Erst Mitte 1954 wurde die Produktion wieder aufgenommen, aber bereits 1957 hatte die Feldbahn hier ausgedient. Seit 1974 ist der Steinbruchbetrieb in Nieder Ramstadt gänzlich stillgelegt.

Lokliste (720 mm):

    Bn2t Krauss   2596/92  1903 ex Basaltwerk Rouselle, Hanau
    Bn2t Jung     3157/22  50 PS, gel. üb. Bahnbedarf AG, Darmstadt
    B-dm Windh     331/35  LS32sIII, 1954 ach Steinefrenz
    B-dm Gmdr     3064/42  80 PS Stange, 1951 nach Steinefrenz
 

Odenwälder Hartstein-Industrie, Betrieb Steinefrenz, 56414 Oberhausen

Das Werk Steinefrenz, entstanden aus dem Steinbruch der Gebrüder Stein, gehört seit 1898 eigentlich zur Odenwälder Hartstein-Industrie, ist aber bereits seit Jahrzehnten von der Mitteldeutschen Hartstein-Industrie gepachtet.

Der DB-Anschluß an die Unterwesterwaldbahn (hier war eine Rangierspillanlage installiert und deshalb keine eigene Werkslok vorhanden) wurde etwa 1984 stillgelegt.

Bis 1962 gab es in zwei separaten Brüchen (Ölberg und Miltersberg) ausgedehnte Werksbahnnetze in zwei Spurweiten, und zwar ein 750 mm-Netz mit einer Streckenlänge von etwa vier Kilometern und ein 600 mm-Feldbahnnetz mit 1,3 km Länge mit Benzin-/Benzol- und Dieselloks. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Bahnbetrieb eingestellt, und Lastkraftwagen übernahmen die Transportaufgaben. Die Lokomotiven wurden nach und nach verschrottet oder verkauft, ebenfalls rund 250 Muldenkipper, 25 Spezialwagen und ein früher vorhandener Bereisungswagen. Als letzte Lokomotive wurde 1988 eine große Gmeinder-Diesellok an den Förderverein Besucherbergwerk Fortuna in Solms-Oberbiel abgegeben.

Anfangs gab es auf der 750 mm-Bahn auch elektrischen Betrieb. Die AEG lieferte im Juni 1911 zwei Elektroloks für 500 Volt und mit 30 PS Leistung an die OHI, wobei als Lieferort Limburg angegeben wird. Die Maschinen waren in Steinefrenz eingesetzt.

Lokliste (750 mm):

     Bo-e AEG         /11    500 V, 30 PS
     Bo-e AEG         /11    500 V, 30 PS
     Bn2t Krauss      /      40 PS, ex Farbwerke Hoechst AG, 54abg, + ca. 1955
     Bn2t Krauss      /      40 PS, ex Farbwerke Hoechst AG, 54iE, + 1963
     B-dm Gmdr    1058/34    50 PS
1    B-dm Gmdr    3064/40    85/90 PS, gel. ODENWÄLDER HARTSTEIN-INDUSTRIE, NIEDER RAMSTADT/
                             1951 an MHI, Steinefrenz, 76abg, v/v
2    B-dm Gmdr    2483/39    40 PS, gel. Erich Koy Feldbahnen, Frankfurt/
                             1954 gebraucht gek., 76abg (#AC)
                             1988 an Förderverein Fortuna (#AC)
     B-bm Deutz   6866/26    LM216F, 40 PS, gel. ODENWŽLDER HARTSTEIN-INDUSTRIE AG, DARMSTADT, FüR
                             STEINEFRENZ/WW., 76vh, v/v
     B-dm Jung   11082/50    24 PS, Fa. Albert/
                             1961 an MHI, Steinefrenz/
                             1973 an Spielplatz, Gelnhausen
     B-dm Jung    8480/3x    VL 134, 720mm (?), neu an A. Krause, Berlin-Karlshorst/
                             Odenwälder Hartstein-Industrie AG, Darmstadt, Stat. Steinefrenz
     B-dm Windh    331/35    LS 32sIII, 32 PS, 8 t, gel. OHI, NIEDER-RAMSTADT/
                             1954 an MHI, Steinefrenz, v/v nach 1957

Lokliste (600 mm):

     B-dm Gmdr    2905/39    50 PS, v/v vor 1954
     B-dm Gmdr    3458/41    22/24 PS, 76abg, v/v
     B-dm Jung    4007/27    MS 13, 13.07.1927 geliefert an Kurt Stern, Essen
                             an Odenwälder Hartstein-Industrie AG, Darmstadt, Stat. Steinefrenz
     B-dm Jung    9521/41    ZL 114, 15.05.1941 geliefert an Ernst Carstens KG, Hamburg, für Fr. Bruns,
                             Fallingbostel, Stat. Fallingbostel/
                             Odenwälder Hartstein-Industrie AG, Darmstadt, Stat. Steinefrenz
     B-dm O&K     9868/39    RL1c, gel. PH. GOTTA I. SÖHNE, OBER RODEN/
                             Firma Firle/
                             1955 an MHI, Werk Steinefrenz, 76abg, v/v

Quellen:
Matthäus, Feldbahnen der Odenwälder Hartstein-Industrie, Ober Ramstadt 2000
OHI-Werksunterlagen sowie eigene Aufzeichnungen

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